Glossar SIA

1.1 Allgemeine Begriffe
1.1.1 Auftraggeber Vertragspartner der Planer und der Unternehmer. Er ist in der Regel der Bauherr.
1.1.2 Auftragnehmer Planer oder Unternehmer, der im Rahmen eines Auftrags oder Werksvertrags für den Auftrag geber tätig ist.
1.1.3 Planer Übernimmt als Architekt oder Ingenieur die gestalterische, funktionale und konstruktive Planung eines Werks mit den Leistungen seiner Berufsgattung. In der Regel übernimmt er auch Aufgaben der Bauleitung.
1.1.4 Gesamtleiter Der Gesamtleiter übt die Funktion der Gesamtleitung aus. In der Regel übernimmt er auch die Planung in den Aspekten der Berufsgattung, die beim betreffenden Bauwerk dominiert.
1.1.5 Fachplaner Als Fachplaner werden Planer bezeichnet, die nicht die Gesamtleitung ausüben.
1.1.6 Funktion Bezeichnet einen abgegrenzten Aufgabenbereich, der einer Person oder Organisationseinheit zugeordnet ist.
1.1.7 Rolle Bezeichnet eine temporäre Funktion einer Person innerhalb der Projektorganisation. Eine Rolle wird beschrieben durch Aufgaben, Verantwortungen und Befugnisse. Die Aufgaben einer Rolle werden durch die Prozesse, für deren Durchführung sie zuständig ist, definiert. Die Verantwortlichkeiten einer Rolle ergeben sich aus ihren Aufgaben und ihrer Einordnung in die Projektorganisation. Eine Person kann mehrere Rollen wahrnehmen.
1.1.8 Bauwerk Oberbegriff für alle Bauten und Anlagen des Hoch- und Tiefbaus.
1.2 BIM-Prozess
1.2.1 BIM-Methode (Virtual Design and Construction VDC) Digitales Planen, Bauen und Betreiben, welches die Verwendung von digitalen Bauwerksmodellen in Kombination mit geeigneten Organisationsformen und Prozessen beinhaltet.
1.2.2 BIM-Prozess Teilsicht auf den Planungs-, Bau- und Nutzungsprozess von Bauwerken, der Erstellung, Instandhaltung,
Austausch und Verwendung digitaler Bauwerksmodelle zeigt.
1 Anmerkung: Der Auftraggeber kann nicht mit dem Begriff des Informationsbestellers (appointing party) gleichgesetzt
werden. Letzterer bestellt Informationen für seine Leistungserbringung bei weiteren Beteiligten. Dieser Begriff wird unabhängig
davon verwendet, ob ein Vertrag oder eine Vereinbarung zwischen Besteller und Lieferant vorliegt oder nicht.
2 Anmerkung: Der Auftragnehmer kann nicht mit dem Begriff des Informationslieferanten (appointed party) gleichgesetzt
werden. Letzterer stellt Informationen den weiteren Beteiligten für deren Leistungserbringung zur Verfügung. Dieser Begriff
wird unabhängig davon verwendet, ob ein Vertrag oder eine Vereinbarung zwischen Besteller und Lieferant vorliegt
oder nicht.
1.2.3 Building Information Modelling (BIM) Teil der BIM-Methode, welche die Erzeugung und die Verwaltung von digitalen Bauwerksmodellen
einschliesslich der physikalischen und funktionalen Eigenschaften eines Bauwerks oder eines
Ge ländes beinhaltet. Die digitalen Bauwerksmodelle stellen dabei eine Informationsdatenbank
rund um das Bauwerk oder das Gelände dar und sind eine verlässliche Quelle für Entscheidungen
während des gesamten Lebenszyklus, von der strategischen Planung bis zum Rückbau.
1.2.4 little bim Ausdruck für die Anwendung der BIM-Methode, die sich auf einzelne Disziplinen beschränkt und auf den Austausch und die gemeinsame Nutzung von digitalen Bauwerksmodellen verzichtet.
1.2.5 BIG BIM Ausdruck für die interdisziplinäre Anwendung der BIM-Methode auf der Basis gemeinsam genutzter digitaler Bauwerksmodelle.
1.2.6 Open BIM Software-unabhängiger Datenaustausch von digitalen Bauwerksmodellen mittels offener, nicht nativer Dateiformate, z.B. IFC.
1.2.7 Closed BIM Software-abhängiger Datenaustausch von digitalen Bauwerksmodellen mittels geschlossenen, proprietären Dateiformats.
1.2.8 BIM-Management Strategische und projektbegleitende Steuerung und Kontrolle der BIM-Prozesse. Dazu gehören die Initiierung und die Erarbeitung des BIM-Projektabwicklungsplans und die Durchsetzung der BIMZiele.
1.2.9 BIM-Koordination Abgleich der einzelnen Fach- und Teilmodelle von BIM-Projekten mit mehreren beteiligten Disziplinen
oder Unternehmen. Dazu gehören das Zusammenführen von digitalen Bauwerksmodellen in
Koordinationsmodellen sowie die formale und funktionale Überprüfung der digitalen Bauwerksmodelle
anhand vorbestimmter Regeln. Diese muss auf Ebene der Gesamtleitung wahrgenommen
werden und kann durch die BIM-Koordination innerhalb einzelner Fachdisziplinen ergänzt werden.
1.2.10 Fachkoordination Räumliche und technische Koordination der Gebäudetechnik, die durch den BIM-Einsatz unterstützt und optimiert werden kann. Die Fachkoordination der Gebäudetechnik ist von der BIM-Koordination zu unterscheiden.
1.2.11 BIM-Projektabwicklungsplan BAP (BIM Execution Plan BEP) Dokument, das die Grundlage einer BIM-basierten Zusammenarbeit festlegt. Der BIM-Projektabwicklungsplan
legt die Ziele, die organisatorischen Strukturen, die Verantwortlichkeiten und den
Rahmen für die BIM-Leistungen fest. Er definiert die Prozesse und Austauschanforderungen der
einzelnen Beteiligten.
1.2.12 BIM-Nutzungsplan Definiert disziplinen- und phasenabhängig die Informationen und Auswertungen (Ziel und Zweck), die aus den Modellen gewonnen werden sollen, und ist Teil des BIM-Projektabwicklungsplans.
1.2.13 BIM-Modellplan Definiert disziplinen- und phasenabhängig Informationsgehalt und -umfang (Objekte, Elemente, Merkmale, Parametrisierung) der Bauwerksmodelle und ist Teil des BIM-Projektabwicklungsplans.
1.2.14 Information Delivery Manual (IDM) Beschreibt eine Methode, wie der Anwender die Datenübergabeanforderungen maschinenlesbar
definieren kann. Die Methode besteht aus zwei Teilen, zum einen der Prozessdefinition mit der
Beschreibung der Übergänge zwischen Prozessen, zum andern der Auflistung der Modellelemente
und Merkmale, die übergeben werden sollen. Das Resultat führt zu einer MVD. Das IDM ist nach
SN EN ISO 29481-1 normiert.
1.2.15 BIM-Koordinationsplan Nennt in Abhängigkeit der zu erstellenden Modelle die Art und den Zeitpunkt der Modellprüfung
und -koordination, definiert die zu erwartenden Resultate der Prüfung, legt die Bedingungen für die
Freigabe der digitalen Bauwerksmodelle und der Umsetzung der Korrekturen fest und ist Teil des
BIM-Projektabwicklungsplans.
1.2.16 Quality Gate Im Voraus eindeutig bestimmte Qualitätskriterien, die über die Freigabe des nächsten Prozessschrittes
entscheiden. Quality Gates werden im Koordinationsplan des BIM-Projektabwicklungsplanes
definiert.
1.2.17 Modellprüfung Verfahren zur computergestützten Prüfung eines oder mehrerer Fach- und Teilmodelle auf der
Basis vorgegebener Regeln. Das Verfahren basiert in der Regel auf der Zusammenarbeit der beteiligten
Projektpartner und beinhaltet auch die Fortschreibung und Dokumentation der Regelverletzungen.
1.2.18 Kollisionsprüfung (Clash Detection) Modellprüfung, die sich auf virtuelle Überschneidungen in einem oder mehreren Fach- und Teilmodellen bezieht.
1.2.19 Integrierter Kollaborationsworkshop (Integrated Concurrent Engineering Session ICE-Session) Integrierte, transdisziplinäre Kollaborationsworkshops im Planungsteam oder in Teilen davon zur
Lösungs- und Entscheidungsfindung. In der Regel werden dazu digitale Bauwerksmodelle verwendet.
Je nach Ziel dieses Workshops ist er durch Entscheidungsträger zu erweitern.
1.2.20 Informationsbedarf Organisation Auftraggeber IOG (Organizational Information Requirements OIR) Der Informationsbedarf der auftraggebenden Organisation definiert die Ausgangslage für das
Projekt und stellt sicher, dass die Projektziele mit den Zielen und Strategien der Organisation abgestimmt
sind.
1.2.21 Informationsbedarf Projekt Auftraggeber IPG (Project Information Requirements PIR) Formuliert auf strategischer Ebene den Informationsbedarf des Auftraggebers für den Planungsund
Bauprozess, welcher durch die Informationsanforderungen des Auftraggebers (IAG) beantwortet
und präzisiert wird. Damit werden die Fragestellungen des Auftraggebers definiert, die mit
Hilfe des digitalen Bauwerksmodells während der Projektierung und der Realisation beant wortet
werden sollen.
1.2.22 Informationsbedarf Organisation Auftragnehmer ION Der Informationsbedarf der auftragnehmenden Organisationen stellt sicher, dass die Unternehmensziele
im Informationsbedarf des Projekts berücksichtigt werden.
1.2.23 Informationsbedarf Projekt Auftragnehmer IPN Formuliert auf strategischer Ebene den Informationsbedarf der Auftragnehmer für den Planungsund
Bauprozess, welcher durch die Informationsanforderungen der Auftragnehmer (IAN) beantwortet
wird. Damit werden die Fragestellungen der Planer und Ausführenden definiert, die mit
Hilfe des digitalen Bauwerksmodells während der Projektierung und der Realisation beantwortet
werden sollen.
1.2.24 Informationsanforderung Auftraggeber IAG (Exchange Information Requirements EIR) Spezifikation der Informationen in Form von digitalen Bauwerksmodellen, Plänen und Dokumenten,
die im Verlauf des Planungs- und Bauprozesses dem Auftraggeber abzuliefern sind. Sie liefern
die Antwort auf den Informationsbedarf des Auftraggebers. Einzelne Informationslieferungen
werden umgangssprachlich auch als «Data Drop» bezeichnet.
1.2.25 Informationsanforderung Auftragnehmer IAN Spezifikation der Informationen in Form von digitalen Bauwerksmodellen, Plänen und Dokumenten,
die im Verlauf des Planungs- und Bauprozesses unter den Auftragnehmern ausgetauscht
werden. Sie liefern die Antwort auf den Informationsbedarf des Auftragnehmers.
1.2.26 Informationsanforderung Bewirtschafter IAB (Asset Information Requirements AIR) Spezifikation der Informationen in Form von digitalen Bauwerksmodellen, Plänen und Dokumenten,
die für die Bewirtschaftung notwendig sind. Sie liefern die Antwort auf den Informations bedarf
der Organisation.
1.2.27 Informationsmodell Bewirtschaftung IMB (Asset Information Model AIM) Digitales Bauwerksmodell für die Bewirtschaftung eines Bauwerks. Dies wird spezifiziert durch die
Informationsanforderung der Bewirtschaftung (IAB).
1.2.28 Informationsmodell Projektierung IMP (Project Information Model PIM) Digitales Bauwerksmodell für die Planungs- und Bauphasen eines Bauwerks. Dies wird spezifiziert
durch die Informationsanforderung der Auftraggeber (IAG) und der Auftragnehmer (IAN).
1.2.29 Projektbüro (Big Room) Projektbüro mit Räumen und IT-Ausrüstungen für die modellbasierte Zusammenarbeit von
Planungs- und Realisierungsteams.
1.2.30 Virtueller Projektraum (gemeinsame Datenumgebung; Common Data Environment CDE) Dienst für die Bereitstellung, Verwaltung und Bearbeitung von Projektinformationen.
1.2.31 Prozessplan Grafische Darstellung des Arbeitsprozesses, in der Entscheidungen, Tätigkeiten, Koordinationsmassnahmen
mit ihren wechselseitigen Abhängigkeiten in zeitlicher und logischer Abfolge dargestellt
sind. Der Prozessplan ist Teil des BIM-Projektabwicklungsplans.
1.2.32 Prozesswand Interaktive, auf der Metaplantechnik beruhende Methode zur Entwicklung von Prozessplänen.
1.2.33 Aktivität Die Aktivität ist eine Tätigkeit, die zum Ziel hat, eine Aufgabe zu erledigen. Ihr werden eine Dauer
und Ressourcen (finanziell, personell und materiell) zugewiesen. Sie kann in Teilaktivitäten gegliedert
werden.
1.2.34 Anwendungsfall Ein Anwendungsfall beschreibt ein Szenario, das der Zielerreichung dient. Beispiele für Anwendungsfälle
finden sich in der Dokumentation SIA D 0270.
1.3 Modelle und Daten
1.3.1 Modell Vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit.
1.3.2 Datenmodell Beschreibung von Inhalt und Struktur von Daten. Eine solche Beschreibung kann auf verschiedenen
Abstraktionsebenen in Form des konzeptionellen, logischen oder physischen Modells erfolgen.
Für digitale Bauwerksmodelle steht mit IFC ein allgemein zugängliches und in SN EN ISO 16739
dokumentiertes Datenmodell zur Verfügung.
1.3.3 Konzeptionelles Datenmodell Systemunabhängiges Datenmodell. Ausgehend von der Betrachtung eines Ausschnitts der realen
Welt werden massgebende Objekte mit allen relevanten Eigenschaften und die wesentlichen
Beziehungen zwischen ihnen erhoben, analysiert sowie als Grafik und als Text dargestellt.
 1.3.4 Logisches Datenmodell Basiert auf dem konzeptionellen Datenmodell und ist systemunabhängig, aber abhängig von der
eingesetzten Datenbankstruktur. Das konzeptionelle Datenmodell wird um die strukturspezifischen
Vorgaben (z.B. konkrete Ausgestaltung eines Datumsfeldes) erweitert.
1.3.5 Physisches Datenmodell Basiert auf dem logischen Datenmodell und folgt den Regeln des verwendeten Datenbankmanagementsystems.
1.3.6 Darstellungsmodell Beschreibung grafischer Darstellung zur Veranschaulichung von Daten z.B. in Form von dreidimensionalen
Darstellungen und Plänen. Ein Darstellungsmodell wird bestimmt durch:
– den gesetzlichen und normativen Rahmen (was muss dargestellt werden),
– das Datenmodell (welche Objekte werden in welcher Strukturierung dargestellt),
– die fachlichen Anforderungen (welche Differenzierung verlangt die Fachwelt),
– den Stand der Technik (was ist technisch in gesicherten Standards machbar).
1.3.7 Datenmodellierung Erstellung eines Datenmodells für eine konkrete Aufgabenstellung. Dient der formalen Abbildung
der in einem definierten Kontext relevanten Objekte mit ihren Merkmalen und Beziehungen.
1.3.8 Daten Numerische oder alphanumerische Werte. Oberbegriff für Sach-, Geometrie- und Geodaten, wobei
die Daten strukturiert oder unstrukturiert sein können.
1.3.9 Strukturierte Daten Daten, die in einer bestimmten Art und Weise organisiert sind. Durch die Struktur ist bestimmt,
welche Informationen an welcher Stelle in einer Struktur (z.B. in welchem Feld in einer Tabelle) zu
finden sind und welchen Regeln die Daten genügen müssen. Sie kennzeichnen sich durch ihren
Datentyp und Wertebereich aus. Strukturierte Daten können durch Softwaretools geprüft und/oder
ausgewertet werden.
1.3.10 Geodaten Raumbezogene Daten, die mit einem bestimmten Zeitbezug die Ausdehnung und Merkmalen
bestimmter Räume und Objekte der digitalen Gelände- und Oberflächenmodelle beschreiben,
insbesondere deren Lage, Beschaffenheit, Nutzung und Rechtsverhältnisse. (Bundesgesetz über
Geoinformation, GeoIG, Art. 3 a)
1.3.11 Metadaten Daten, die Informationen über andere Daten enthalten. Metadaten beschreiben Merkmale. Siehe
auch 1.3.12 Definitionen, Herkunft, Gültigkeit, Genauigkeit, Einsatz und Nutzungsmöglichkeiten
usw. von Datensätzen.
1.3.12 Datentyp Datenart eines Merkmals. (Wir haben später zwischen Attributen und Eigenschaften wegen des IFC
unterschieden und den Oberbegriff des Merkmals eingeführt, z.B. ganze Zahl.)
1.3.13 Wertebereich Menge der möglichen Werte eines Merkmals (z.B. 1 bis 10).
1.3.14 Datenerfassung Eingabe von Datenwerten.
1.3.15 Information Die Basis für Informationen bilden Daten, die zusammengeführt, ausgewertet und analysiert
werden können. Daten werden zu Informationen, wenn damit Fragen beantwortet werden können
(anwendungsrelevant) oder daraus ein Nutzen entsteht.
1.3.16 Präsentation Abbild eines Modells (z.B. 2D-Plan, 3D-Darstellung am Bildschirm, Liste).
1.3.17 Informationslieferung (Data Drop) Weitergabe von ausgewählten Daten zu einem bestimmen Zeitpunkt in einem definierten Modell
und Datenformat und/oder in Form von Plänen und Dokumenten.
1.3.18 Dateiformat3 Ein Dateiformat legt fest, wie die Daten in einer Datei abgespeichert werden (Syntax und Semantik).
Das Dateiformat legt die Kodierung von Daten fest.
1.3.19 Datenformat3 Das Datenformat legt fest, wie Daten strukturiert sind. Dies setzt voraus, dass Objektstrukturen,
Datentypen und Wertebereiche für alle zu speichernden beziehungsweise zu transportierenden
Informationen festgelegt sind. Damit wird die Interpretation der Daten bei der Datenverarbeitung
festgelegt.
1.3.20 Model View Definition (MVD) Beschreibt eine oder mehrere fachspezifische Austauschanforderungen, welche aus dem IDM hervorgehen
oder als Standard vorgegeben sind. Sie beinhaltet Vereinbarungen bezüglich Klassen,
Merkmalen, Beziehungen, Mengendefinitionen usw.
1.3.21 Regeln Regeln sind Anweisungen, die auf Daten angewendet werden (z.B. Selektion). Die Anweisungen
werden digital beschrieben, so dass sie für eine automatisierte Datenverarbeitung (z.B. Datenprüfungen,
Auswertungen usw.) verwendet werden können.
1.4 BIM-bezogene Modellbegriffe
1.4.1 Digitales Geländemodell (DGM) Repräsentiert die natürliche Erdoberfläche inklusive Gewässer und Gletscher, ohne alle darauf
befindlichen Objekte wie Bauwerke, Bewuchs usw.
1.4.2 Digitales Oberflächenmodell (DOM) Repräsentiert die Erdoberfläche mit allen darauf befindlichen Objekten.
1.4.3 Digitales Bauwerksmodell (DBM) Repräsentiert ein Bauwerk oder Teile davon und wird aus digitalen Daten gebildet. Es wird in zumeist
dreidimensionalen, bauteilorientierten Softwaresystemen (BIM-fähige Software) erstellt und
mit Merkmalen versehen. Das vollständige digitale Bauwerksmodell ergibt sich aus der Aggregation
der ko ordinierten Fach- und Teilmodelle der einzelnen beteiligten Planer (Architektur-, Tragwerks-,
Gebäudetechnik-, Geländemodell usw.).
3 Anmerkung: Die Begriffe «Dateiformat» und «Datenformat» werden in der Umgangssprache häufig synonym verwendet.
4 Anmerkung: Das digitale Bauwerksmodell wird in der Umgangssprache häufig als BIM-Modell bezeichnet.
1.4.4 Fachmodell Disziplinspezifisches digitales Bauwerksmodell, welches durch einen Architekten, Ingenieur, Fachplaner
oder Spezialisten erstellt und weiterentwickelt wird (z.B. Architektur-, Tragwerks-, Lüftungsmodell
usw.). Es besteht aus Modellelementen, die in einer BIM-fähigen Software erstellt werden.
Dazu sind die entsprechenden Modellierungswerkzeuge zu nutzen.
1.4.5 Bestandsmodell Nachmodellierung oder Aufnahme des Bestands mit z.B. Laserscanning oder bildgebenden 3DMessverfahren.
Die Detaillierung (Geometrie und Information) muss je nach Zweck definiert
werden. Ein Bestandsmodell kann bestehende Bauwerke, Daten der amtlichen Vermessung, Werkleitungsinformationen,
digitales Geländemodell, das Verkehrsnetz usw. umfassen.
1.4.6 Referenzmodell Fachmodell, das die Basisinformationen für die weiteren Planungsbeteiligten enthält. Im Hochbau
ist in der Regel das Architekturmodell das Referenzmodell für die weiteren Fachmodelle.
1.4.7 Teilmodell Eines oder mehrere Fachmodelle, die einen Teil des Bauwerks beschreiben (z.B. Rohbau-, Fassaden-,
Bewehrungsmodell usw.). Teilmodelle werden erstellt, damit die Komplexität der Bearbeitung
reduziert werden kann.
1.4.8 Koordinationsmodell Aggregiertes digitales Bauwerksmodell, das für die Koordination und Überprüfung der Fach- und
Teilmodelle temporär gebildet wird. Koordinationsmodelle finden auch für die Fachkoordination
Verwendung.
1.4.9 Modellelement (Element) Bezeichnet einzelne Elemente im digitalen Bauwerksmodell, z.B. Wand, Stütze, Raum usw. (nicht
zu verwechseln mit dem Element aus den Baukostenplänen eBKP). Es ist eine geometrisch definierte
Einheit mit zugehörigen Merkmalen und Eigenschaften.
1.4.10 Topologie Bezeichnet die räumliche Beziehung von Elementen, z.B. Geschoss, Wand, Raum usw., zueinander.
Im Gegensatz zur Geometrie, welche die absolute Form und Lage im Raum beschreibt, ist die
Topologie zwischen Elementen unabhängig von Abmessungen.
1.4.11 Bezeichnungskonvention Regel für die eindeutige Bezeichnung von Modellelementen.
1.4.12 Typisierung Gleiche und ähnliche Elemente (Bauteile oder Räume) werden unter einem Typ subsummiert.
Varianten dieses Typs können spezifische Änderungen erfahren. Änderungen, die eine Vielzahl
von Objekten desselben Typs betreffen, werden zentral und einmalig ausgeführt.
1.4.13 Merkmal Oberbegriff für Attribute und Eigenschaften.
1.4.14 Attribut Merkmal eines Objektes, das diesem aufgrund seiner Definition fest zugeordnet ist. Als Beispiel ist
die Breite ein Attribut des Elements Türe. Im IFC wird zwischen Attributen und Eigenschaften
unterschieden.
1.4.15 Eigenschaft Merkmal eines Objekts, ohne feste Zuordnung. Eigenschaften werden im IFC gruppiert (Property
Sets) und thematisch zusammengefasst.
1.4.16 Parameter Wert bei der parametrischen Beschreibung von Objekten.
1.4.17 Parametrisierung Objekte werden über einen funktionalen oder prozeduralen Zusammenhang von Parametern beschrieben.
1.4.18 Level of Information Need (LOIN) Beschreibt den geforderten Entwicklungsstand des Projekts und dessen Produkte (digitales Bauwerksmodell,
Dokumente usw.) aus der Sicht des Auftraggebers. Der geforderte LOIN wird in den
Informationsanforderungen Auftraggeber (IAG) festgehalten. In den in Erarbeitung stehenden
Europäischen Normen wird der heute gebräuchliche Begriff Level of Development (LOD5) als Level
of Information Need (LOIN) bezeichnet, um unterschiedliche Interpretationen mit LOD (Level of
Detail, Level of Definition, Level of Development usw.) zu vermeiden.
1.4.19 Level of Geometry (LOG) Definiert die Detaillierung der geometrischen Repräsentation eines Modellelements. Im Sinne der
Leistungsfähigkeit soll die Detaillierung nur so fein wie notwendig gehalten werden. Sie kann im
Projektverlauf verfeinert werden, wenn dies die Ziele erfordern.
1.4.20 Level of Information (LOI) Definiert Umfang und Gehalt der nicht geometrischen Informationen, die ein Modellelement
beschreiben.
1.4.21 Aggregation Zusammenführen von Informationen aus verschiedenen Dateien und Modellen, die an unterschiedlichen
Orten verwaltet werden können.
1.4.22 BIM-Server Dienst, der von einem oder mehreren Anwendern zur Koordinierung von BIM-Modelldaten verwendet
wird.
1.4.23 Natives Modell Modell, das in softwareeigenen Dateiformaten abgespeichert wird.
1.4.24 Natives Dateiformat Softwareeigenes Dateiformat.
1.4.25 Proprietäres Dateiformat Softwareeigenes Dateiformat, bei dem das Recht und die Möglichkeit der Wieder- und Weiterverwendung
sowie Änderung und Anpassung durch Nutzer und Dritte stark eingeschränkt sind.
1.4.26 Industry Foundation Classes (IFC, *.ifc; *.ifcxml; *.ifczip) Offener internationaler Standard für den Austausch von digitalen Bauwerksmodellen nach
SN EN ISO 16739.
1.4.27 BIM Collaboration Format (BCF, *.bcf) Offener Standard, der den Austausch von Änderungsanforderungen unter den verschiedenen Softwareprodukten unterstützt.
1.4.28 BIM-fähiges System Besteht aus digitalen Werkzeugen zur umfassenden Verarbeitung und Verwaltung von BIM-Daten.
1.4.29 Model Checker Softwaresystem zur Überprüfung digitaler Bauwerksmodelle hinsichtlich formaler Richtigkeit,
geometrischer und logischer Konsistenz.
5 Anmerkung: Im Bereich der Geodaten wird die Abkürzung LOD als Level of Detail verwendet (z.B. bei digitalen Stadtmodellen).
6 Anmerkung 1: Ein unterschiedlich definierter Begriff, der von zahlreichen Anbietern verwendet wird.
Anmerkung 2: Zahlreiche Softwareprodukte haben ähnliche Funktionalitäten, ohne diese so zu benennen.
7 Anmerkung: Die Begriffe «natives Modell» und «proprietäres Modell» werden in der Umgangssprache häufig synonym
verwendet. Im BIM-Umfeld wird der Begriff «natives Modell» verwendet. Auf die Definition «proprietäres
Modell» wird deshalb in diesem Dokument verzichtet.
8 Anmerkung: Die Begriffe «proprietäres Dateiformat» und «natives Dateiformat» werden in der Umgangssprache
häufig synonym verwendet.
1.5 BIM-Rollen
1.5.1 BIM-Manager Die für das BIM-Management verantwortliche Fachperson. Siehe auch Ziffer 4.4.3
1.5.4 BIM-Gesamtkoordinator BIM-Koordinator auf Stufe der Gesamtleitung.
1.5.5 BIM-Verantwortlicher des Auftraggebers Betriebsinterner und fachspezifischer Verantwortlicher für den korrekten Einsatz der BIM-Methode
des Auftraggebers. Siehe auch Ziffer 4.4.2
1.5.6 BIM-Projektverantwortlicher Betriebsinterner und fachspezifischer Verantwortlicher für den korrekten Einsatz der BIM-Methode.
Siehe auch Ziffer 4.4.6
1.5.7 ICT-Koordinator Fachperson für Informations- und Kommunikationstechnologie. Siehe auch Ziffer 4.4.5